Mehrere Jahresanfänge gleichzeitig?
Am 1. Januar beginnt das neue Jahr. Aber früher gab es bis zu sechs Jahresbeginne, manchmal sogar mehrere gleichzeitig. Auch die Entwicklung der Monatsnamen ist spannend.
Die alten Römer und ihre «logischen» Monatsnamen
Nach dem alten römischen Kalender begann das Jahr im März.
Um es für die Bürger einfacher zu machen, hatten einige der römischen Monatsnamen wie Quintilis, Sextilis, September, October, November und December ihren Ursprung in den lateinischen Zahlen wie:
quintus (für fünfter Monat), sextus (sechster), septimus (siebter), octavus (achter), nonus (neunter) und decimus (zehnter) – immer ab März gerechnet.
Aber heute stimmt das natürlich nicht mehr, weil das Jahr seit Caesars Kalenderreform im Januar beginnt und so z.B. der September nicht mehr der siebte, sondern der neunte Monat ist.
Römische Kaiser gönnten sich einen eigenen Monat
Lange hiess der fünfte Monat bei den Römern «Quintilis». Aber nach der Kalenderreform von Julius Caesar im 46 v.Chr. erhielt der Monat den Namen Julius (Juli).
Das wiederum passte dem späteren Kaiser Aurelius Commodus nicht, der den Namen in Aurelius änderte. Schliesslich erhielt der Monat nach dessen Tod aber den Namen Julius zurück.
Ähnlich erging es dem römischen Monat Sextilis. Der Senat beschloss 8 v.Chr., ihn Kaiser Augustus zu widmen und ihn entsprechend umzubenennen (unser August).
Grund war aber vermutlich, dass der Sextilis direkt auf den nach Julius Caesar benannten Julius folgte.
Da fragt man sich unwillkürlich, ob uns die Vereinnahmung eines Monatsnamens von heutigen Autokraten noch bevorsteht …!
Wegen der alten Römer frieren wir jetzt zu Jahresbeginn
Das altrömische Jahr begann mit dem Monat März. Aber im zweiten Jahrhundert vor Christus verlegten die Römer den Jahresanfang: aus militärischen Gründen.
Im März wurden nämlich auch die Konsuln gewählt. Und diese waren für die Truppenführung im Krieg verantwortlich.
War der Kriegsfall beschlossen, musste der Konsul ein Heer aufstellen.
Da die Aushebung der Truppen und deren Anmarsch viel Zeit in Anspruch nahm, konnte man im Ernstfall erst im Sommer reagieren.
Deshalb wählten die Herrschenden eine pragmatische Lösung: Sie zogen den Wahltermin der Konsuln und mit ihm auch den Jahresbeginn einfach auf den ersten Januar vor.
So waren sie im Kriegsfall rascher gerüstet.
Bis Ende des 17. Jahrhunderts gab es sechs verschiedene Jahresbeginne
Nun hatten die Römer den Jahresbeginn zwar auf den 1. Januar gelegt, und auch für Papst Gregor XIII. und seinen Gregorianischen Kalender begann das Jahr an diesem Tag.
Doch längst nicht alle Länder hielten sich daran. Im Mittelalter waren Chroniken zufolge diverse Neujahrstage gebräuchlich, manchmal sogar mehrere gleichzeitig.
Manche feierten ihn am 25. Dezember mit der Geburt von Jesus Christus. In Frankreich war es bis weit ins 16. Jahrhundert hinein üblich, das Jahr zu Ostern zu beginnen.
Anderenorts feierte man Neujahr am 6. Januar oder zum Frühlingsbeginn am 21. März. Und auch der 25. März kam als Neujahrstag infrage.
Dieses Chaos wollte Innozenz XII. beseitigen und legte 1691 den Jahresanfang verbindlich auf den 1. Januar fest.
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